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Wenn Michel
Foucault vom "Gemurmel dunkler Insekten" sprach, meinte er damit
einen hypothetischen, vorkommunikativen Zustand, aus dem im Verlaufe des
Zivilisierungsprozesses das Verständliche und das vermeintlich Unbrauchbare
voneinander geschieden worden seien. Die Ausstellung INVERSE PROBABILITY
bringt in einer atmosphärischen Anordnung Vieldeutiges und Uneigentliches,
eben solches Gemurmel, zu einer sinnlichen Präsenz. Die Irritation
der verbreiteten Orientierungsschemata ermöglicht uns dabei sowohl
ein gewisses Bewusstsein über die herrschenden Wahrnehmungsmuster
zu erlangen als auch eine Sehnsucht nach Zugang zu jenen unabmessbaren
Gewässern der Wahrscheinlichkeiten zu verspüren. Die Besucherinnen
und Besucher der Ausstellung können in Löcher zwischen die kulturell
definierten Zeichen fallen, in Löcher die jenseits eines deutlichen
Sinns, aber auch jenseits von Unsinn sind: Wo alles fehlen und nichts
leer sein kann (Edith Flückiger), wo verzerrte Stimmen die Summe
aller möglichen Töne und Zeichen erahnen lassen (Jos Näpflin),
wo das Kreisen der Zeit Handlungsbedarf lediglich als Option bereitstellt
(Vittorio Santoro). Die Kunsthalle Palazzo wird während der Ausstellung
zu einer Zeitoase, in der alles ein bisschen langsamer von Statten geht.
Kuratorin:
Susann Wintsch, Liestal, 15. August 2001
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