6. Mai bis 26. Juni 2011
Vernissage: Donnerstag 5. Mai 18 Uhr (mit Performance der Künstlerin und Buchpräsentation)

Modulating Politics

Joulia Strauss
Skulptur - Video - Performance - Malerei

Kuratiert von Sotirios Bahtsetzis (Kunsthistoriker Berlin/Athen)

Philosophischer Brunch: Sonntag 19. Juni 2011 11Uhr
mit einem Vortrag von Marcus Steinweg (Philosoph Berlin) einer Performance von Joulia Strauss und einer Führung mit Sotirios Bahtsetzis

Öffnungszeiten: Di – Fr 14-18Uhr Sa/So 13-17Uhr

Veranstaltungen: Samstag 7. Mai 2011 9 - 22Uhr
Tagsatzung kultur.bl (www.tagsatzung-kultur-bl.ch)                                       

 

Zur Ausstellung

Jenseits einer funktionalistischen Verherrlichung von Techno-Science oder einer vereinfachten Computer-Kunst bringt die Berliner Künstlerin Joulia Strauss Kunst zurück zur Wissenschaft, indem sie Kunst und Mathematik zusammenführt. Die altgriechische Einheit von kulturellem und technischem Wissen, von Zahl, Bild und Mythos, bildet eine ihrer wichtigsten Grundlagen. Diese Verbindung wird in mehreren analog-digitalen Ausprägungen innerhalb Strauss’ Werk sichtbar: entweder als computergenerierte Videoanimationen, handgeflochtene, netzartige Skulpturen aus Silberdraht, schriftartige Figuren auf Gemälden oder musikalische Aufführungen wie die Performance Erste Delphische Hymne an Apollon, die 2008 in der Londoner Tate Modern und 2009 während der einflussreichen Ausstellung Notation im ZKM in Karlsruhe gezeigt wurde.

Die in der Kunsthalle Palazzo gezeigten Werke vermitteln einen vortrefflichen Eindruck einiger Etappen ihrer facettenreichen, künstlerischen Laufbahn. So werden beispielsweise in der Ausstellung Gemälde aus dem Jahr 2009 zu sehen sein, die die altgriechische Musiknotation in ein System von Tierfiguren, so genannte „mathematische Operationstiere“, überführt oder ein Bild aus dem Jahr 2000, das Alan Turing, einen der einflussreichsten Pioniere der frühen Computerentwicklung und Theoretiker der Informatik, zeigt. Damit werden dem Betrachter die wichtigen Inspirationsquellen der Künstlerin offenbart: das antike und zwar archaische Griechenland und die zeitgenössische Medientheorie.

Für die in St. Petersburg geborene und vom Künstler Timur Novikov (dem vielleicht wichtigsten russischen Avantgardisten nach der Perestroika) beeinflusste, neue Hellenin Joulia Strauss bleibt die Fusion von künstlerischem Dasein und aktueller Politik (also die Beschäftigung mit dem Gemeinsamen) tonangebend. Regelmässig organisiert sie in ihrem Atelier in Berlin den Spree-Athen Salon, wo in symposiastischer Stimmung diskutiert und debattiert wird. Aber die Künstlerin ist auch auf den Strassen politisch aktiv, beispielsweise 2009 während den Unruhen von Athen. Damals hat sie Athener Polizisten die Hymne an die Sonne des antiken griechischen Kitharöden und Lyrikers Mesomedes (um 144 n.u.Z.) nach Originalmusiknotation vorgesungen. Ausserdem hat Strauss an der Berliner Transmediale 11 das Anamorphic Monument to Bradley Manning gezeigt, das ebenfalls in der Kunsthalle Palazzo präsentiert wird. Der US-amerikanische IT-Spezialist und Angehörige der US-Streitkräfte Bradley Manning wurde unter dem Verdacht verhaftet, Videos und Dokumente kopiert und der Website WikiLeaks zugespielt zu haben. Seit Mai 2010 sitzt er in Einzelhaft. Joulia Strauss hat ein anamorphotisches Porträt des jungen Mannes erschaffen. Das durch die Medien verzerrte Bild dieses modernen Helden der freien Informationsgesellschaft soll durch die Aktion der Künstlerin wiederhergestellt werden.

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiges (dt./engl.) Buch mit Beiträgen von Sotirios Bahtzetzis, Peter Berz, Johanna Di Blasi, Luca di Blasi, Tania Hron, Georgia Kotretsos, Wolf-Moritz Mattern, Ana Teixeira Pinto, Isabell Schrickel, Marcus Steinweg, Joulia Strauss, David Woodard. Die Buchpräsentation versteht sich als solidarische Fortführung der Aktivitäten des Bradley Manning Support Networks.

www.jouliastrauss.net www.sotiriosbahtsetzis.com

Pressetext 

Presseberichte
BAZ - 05.05.2011
BZ - 10.06.2011

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