Christoph Büchel
Costa Vece
Jean Damien Fleury
Monica Studer/Christoph van den Berg


vitrine in der rosengasse: Roland Herzog: Seeteufel

30. Oktober – 19. Dezember 1999

Di. - Fr. 14 - 18 Uhr; Sa.+ So. 13 - 17 Uhr


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Au-delà du réel

Die Ausstellung Au-delà du réel präsentiert Kunstschaffende, die in ihrer Beschäftigung mit dem Realen, oft Alltäglichen und Banalen mittels einer brisanten Zündung, eines leisen, doch durchdringenden Kribbelns oder aber einer stillen, tiefen Erinnerung unvermittelt ins poetische Reich des Irrealen, Surealen und Phantastischen weitergleiten. Sie erzählen Geschichten, die aus dem Persönlichen entstehen, damit jede und jeder aus dem zwielichtigen Dunkel eigene, wundersame Blüten - Produkte des Lebens als Produkte der Kunst - wuchern lasse. Verschiedenste Ausdrucksweisen sind in der Ausstellung jenseits des Realen zu sehen.

 

Die Fassade des Kulturhauses und den mit Ausstellungsplakaten und diversen Schmiereien "geschmückte" Treppenaufgang zur Kunsthalle wird mit grossformatigen Plakaten von Jean Damien Fleury bestückt, die sich erst auf den zweiten, hinterlistigen Blick von dem bereits Gegebenen zu unterscheiden wissen und sich als "réflections sur les premi¸res nécessités" verstehen. Zwei neue Plakate - "Für Blauäugige gratis", "mon savon" - hat der Künstler neben seinen bereits einem kleineren Publikum bekannte Plakate - "Chez votre boulanger", "un pain, deux prix", "le lait", "Affiche officielle du Festival du Belluard Fribourg 1999", "Vert" - erstmals umfassend vereint. "Für Blauäugige gratis" erzählt als gängiges Klischee selbstredend von einer auserlesenen Rasse, die sich ihrer Privilegien sicher ist, währenddessen "mon savon" einen halbnackten, sehr behaarten, für unsere Augen ausländisch wirkenden Mann mit geschlossene Augen vorstellt. In sich gekehrt hält er die Seife, die ihn reinwaschen zu befähigt ist, wie einen heiligen Kultgegenstand und scheint zu beten...

 


Das Künstlerpaar Monica Studer / Christoph van den Berg lädt mit ihrem Werk "along" zu einem evokativen Spaziergang in einen scheinbar endlosen Birkenwald ein, vermittelt als immaterielle Rückprojektion aus dem tiefen Dunkel herausleuchtend. Die 4 x 3 m grosse Projektion wird von einem Klangteppich begleitet, in dem eine finnische Radiosendung für Ausländer und Dialogfetzen aus dem Film Charade zu hören sind, gesteuert vom Prinzip des Zufalls.

 

Im Innern der Kunsthalle findet sich die Gemeinschaftsarbeit von Christoph Büchel & Costa Vece als Surprise im Realen (Installationskunst, Environment). Ihr Eingriff verweist auf bereits Gegebenes und minimal Verändertes: Die ihnen zugeordneten Räume verweilen im Dunkel, währenddessen im kleinsten Durchgangsraum ein Durchbruch in andere Höhen gewagt wurde. Zu erforschen ist dieses neu entdeckte Universuum, in dem die Zeit stehen geblieben ist und unklar bleiben soll, was von Künstlerhand geschaffen und was still verlassen wurde, durch eine steile Leiter und ein knapp bemessenes Loch.

 

 

 

 

 

Die Intervention in der vitrine in der rosengasse von Roland Herzog hat sich in den Liestaler Stadtraum, respektive in den Stadtbrunnen ausgebreitet. Ein in Bronze gegossener fetter Seeteufel hat dort dem Liestaler Völklein seine Aufwartung gemacht, währenddem in der Virtine ein Artgenosse genaueres über sein Wesen, seinen Lebensraum und seine Umstände erzählt hat. Unterdessen wurde der Fisch im Brunnen von Unbekannten aus seiner Verankerung gelöst. Zur seiner Sicherheit haben wir den Seeteufel schliesslich in die Vitrine (hinter Gitter) verlegt.